Boden begreifen

In der Erde wühlen, einen Wurm suchen, experimentieren, direkt am Acker eine Mahlzeit kochen oder beim Klimafrühstück nicht nur gemeinsam genießen, sondern auch erfahren, wie sich unsere Ernährungsgewohnheiten auf den Rest der Welt, auf Natur, Umwelt, Klima und Menschen auswirken - all das ist Bestandteil des Projekts „Boden begreifen“.

 

 

Unseren Boden als Klimaretter, Lebensraum und Lebensgrundlage kennenzulernen und dabei den Boden im wahrsten Sinne des Wortes „zu begreifen“, ist Ziel des Projekts BODEN BEGREIFEN, das das Umweltbildungs- und Regionalentwicklungszentrum des Landkreises Neumarkt i.d.OPf. HAUS AM HABSBERG in Kooperation mit Slow Food Deutschland durchführt.

 

Das Bildungsangebot richtet sich an die Jahrgangsstufen 4 bis 8 und ist für die teilnehmenden Schulen kostenfrei. Das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ins Leben gerufene und geförderte Projekt wird durch zahlreiche Sponsoren unterstützt. Das Projekt startete in Berlin und findet mittlerweile mit Baden Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Bayern in vier weiteren Bundesländern statt.

 

Dank der Initiative der Neumarkter Lammsbräu kann das Projekt auch bei uns im Landkreis Neumarkt durch das Team des HAUSES AM HABSBERG umgesetzt werden. „Gemeinsam wollen wir Impulse für eine Entwicklung hin zu einer nachhaltigen und fairen Bodennutzung setzen“, sind sich Landrat Willibald Gailler, Susanne Horn, Generalbevollmächtigete der Neumarkter Lammsbräu und Werner Thumann, der Leiter des HAUSES AM HABSBERG einig.

 

Durch das Angebot kommen SchülerInnen dem Thema Boden für eine faire und nachhaltige Landwirtschaft näher und sind aufgerufen, selbst Verantwortung zu übernehmen. Im Kontext schwindender Ackerflächen und wachsender Weltbevölkerung bringen wir die SchülerInnen zum Acker und den Acker zu den SchülerInnen. Dazu schafft das HAUS AM HABSBERG den nötigen Rahmen, denn die entwicklungspolitische Bildungsarbeit findet im Freien direkt am Acker statt. Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 4 - 8 können kostenfrei an diesem Projekt teilnehmen, lediglich die An- und Abreise mit dem Bus sowie ggf. Materialkosten sind einzukalkulieren. Die rund dreistündigen Veranstaltungen werden inhaltlich individuell mit den Lehrkräften abgestimmt, Vor- und Nachbereitung durch unsere Referenten in der Schule im Rahmen des Unterrichts ist ebenfalls kostenfrei möglich.

 

Drei große Themenbereiche sind Kern des Bildungsangebots BODEN BEGREIFEN:

 

Klimaretter Boden – Boden und Klima

Die Schülerinnen und Schüler begreifen klimawirksame Bodenfunktionen und verstehen die Auswirkungen unterschiedlicher Bodennutzungssysteme. Dabei erkennen sie ihre individuellen Verantwortung und erarbeiten mit anderen Handlungsmöglichkeiten, um Humus fördernde Bodennutzungssysteme zu unterstützen.

 

Lebendiger Nährboden – Bodenbiologie und naturwissenschaftliches Arbeiten

Die Schülerinnen und Schüler erkennen die Bedeutung von lebendigem Boden für die Bodenfruchtbarkeit, erarbeiten fruchtbarkeitsfördernde Maßnahmen und können diese in den Zusammenhang mit unterschiedlichen Landwirtschaftsformen setzen. Dabei lernen sie Bewirtschaftungsmaßnahmen zu formulieren, sie darzustellen und anderen zu präsentieren.

 

Lebensgrundlage Boden – Nachhaltigkeit und Nahrung für die Welt

Die Schülerinnen und Schüler verstehen die Auswirkungen ihres individuellem Verbrauches auf den Boden und können diesen in die Ackerfläche transferieren. Sie können sich die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Bodennutzungssysteme herleiten. Dabei erkennen sie die persönliche Rolle in einem weltweiten Wirkungsgefüge und erarbeiten Aktivitäten, um andere in die Lage zu versetzen, bewusste Verbraucherentscheidungen zu treffen.

 

"Boden begreifen" schafft Erfahrungsräume, die es jungen Menschen ermöglichen, die Bedeutung von Boden für unser Leben zu begreifen. Man muss Boden riechen, fühlen und erleben, um ihn zu verstehen. Über die sinnliche Annäherung hinaus verschaffen sich die Schülerinnen und Schüler durch gemeinsame Beobachtungen, eigenständige Experimente, Vergleiche und deren Deutung ein tieferes Verständnis zu Bodenfunktion und Ökosystemleistungen. Dabei stehen die Auswirkungen anthropogener Nutzung und deren globale Folgen, die kritische Reflexion des eigenen Konsumverhaltens, die Auseinandersetzung mit potentiellen Interessenkonflikten, sowie die Positionierung zu möglichen Handlungsoptionen in realen Lebenssituationen im Vordergrund. Es liegt an uns, den Boden solidarisch und nachhaltig zu nutzen.

 

Projektverantwortlich in Berlin ist Daniel Diehl von Slow Food Deutschland, der gerne zu unserem Pressetermin gekommen wäre, aber gerde eben selbst mit einer Schulklasse auf dem Acker steht.

 

In Berlin finden im Rahmen des Projektes bereits Fortbildungen für Lehrkräfte statt, um das Thema Boden auch in den Schulen weiter systemisch zu verankern. Eine Fortführung des Projekts für weitere zwei Jahre ist in Planung und wird derzeit beantragt. Ziel ist dabei unter anderem, dass auch in den anderen beteiligten Bundesländern und bei uns im Landkreis Neumarkt themenbezogene Lehrerfortbildungen gefördert werden und stattfinden können. Heute findet hier am Habsberg die 11. Neumarkter Veranstaltung im Rahmen des Projekts „Boden begreifen“ statt, elf weitere sind bereits terminlich fixiert.