Was Sie noch nicht über Prag wussten

Prag – die goldene Stadt. Bis heute ist es nicht ganz bekannt, woher die Stadt diesen Beinamen erhalten hat, wird doch bei einem Besuch der Prager Burg auf dem Berg Hradschin inmitten der Stadt sehr schnell deutlich, dass die Stadt mit ihren vielen roten Dächern eher Rote Stadt genannt werden könnte. Ein Erklärungsversuch lautet, dass Karl IV, König von Böhmen, einst viele Dächer vergolden ließ und zudem die Bautätigkeit der Stadt entschieden vorantrieb. Auch wenn die goldenen Dächer später wieder eingeschmolzen wurden, hielt sich trotzdem der Name, wozu möglicherweise auch ein deutscher Spielfilm aus den 1940er Jahren beigetragen hat.

Abseits dieses faszinierenden und mysteriösen Namens gibt es sicherlich noch einige Dinge, die Sie nicht über Prag wissen. Das soll dieser Artikel ändern, der ein paar der letzten Geheimnisse der Stadt an der Donau lüftet, die zu einem Besuch regelrecht einlädt.

Tricolore

Das erste Geheimnis betrifft weniger die Stadt selbst, als mehr das Land, in dem sie sich befindet. Wissen Sie, was die Farben der tschechischen Nationalflagge bedeuten? Die blau-weiß-rote Tricolore ist in den osteuropäischen Ländern natürlich nicht unüblich, so führen Russland, die Slowakei, Slowenien, Serbien und Kroatien ebenfalls diese drei Farben in ihrer Flagge. Die Böhmische Flagge bestand aus den Farben rot und weiß, nach der Bildung der Tschechoslowakei wurde 1920 das Blau für die Slowakei hinzugefügt. Nach der Gründung der Tschechischen Republik im Jahre 1993 aber, wurde die Flagge beibehalten, obwohl die Slowakei nun ein eigener Staat war. Ein Grund dafür war, dass die weiß-rote Flagge sonst nur durch ihr Seitenverhältnis von der Flagge der inzwischen neugegründeten Volksrepublik Polen unterscheidbar gewesen wäre.

Kafka und Fortuna

Die zweite eher wenig bekannte Tatsache handelt von dem wohl bekanntesten Künstler der Stadt: Franz Kafka. Der Schriftsteller verbrachte den Großteil seines Lebens in Prag und schrieb dort viele sehr bekannte Erzählungen. Weniger bekannt ist, und dies geht aus Tagebucheinträgen hervor, dass Kafka dem Spielen im Casino nicht abgeneigt war. Es heißt, dass er sich 1911 im Casino von Luzern an einer Vorform des heutigen Roulettes versucht habe. Seitdem ist das Spiel natürlich einen weiten Weg gegangen, die Faszination für Spieler auf der ganzen Welt ist hingegen geblieben, auch in den vielen Casinos in Prag. Kafka konnte übrigens keinen Gewinn bei seinem Casino-Besuch erzielen.

Die Stadt der untergehenden Sonne

Wussten Sie, dass die Prager Burg auf dem Berg Hradschin das größte geschlossene Burgareal der Welt ist? Mit ca. 70 000 Quadratmetern Fläche hat sie in der Tat einen Platz im Guinness Buch der Weltrekorde verdient. Sie besteht seit dem 9. Jahrhundert und verdankt ihr heutiges Aussehen vielen Baumeistern aus verschiedenen Epochen. Im Zentrum der Anlage steht der Veitsdom. Dieser thront als faszinierendes Wahrzeichen über der Stadt und prägt bedeutend das Stadtbild. Zur Sommersonnenwende kann man zudem vom Brückenturm der Karlsbrücke die Sonne genau hinter dem Veitsdomuntergehen sehen. Dabei leuchtet sie erst die Kronjuwelenkammer in seinem Turm an.

Superlative

"Durch diese hohle Gasse wird er kommen…" sagte schon Wilhelm Tell im Werk von Friedrich Schiller. Doch das war in der Schweiz. Dass es in Prag enge Gassen gibt, das ist kein großes Geheimnis. Die engste Gasse jedoch befindet sich im Norden der Stadt, westlich der Donau. Sie ist gerade einmal 50 cm breit und führt zu einem Restaurant. Das Lustige daran: Sie hat ihre eigene Ampel. Dadurch, dass sie zu eng ist, dass zwei Personen aneinander vorbeigehen können, muss man erst eine Anforderung betätigen, bekommt Grün und kann sich sicher sein, dass niemand einem entgegenkommt. Gleichzeitig hat die Ampel noch eine weitere wichtige Bedeutung: Sie ist die Voraussetzung dafür, dass die Gasse als Notausgang für das Restaurant genutzt werden darf.

Zeitreise

Zwischen dem Weißen Turm und dem Turm Daliborka befindet sich ein weiteres Gässchen, welches als Geheimtipp unter Prag-Kennern gehandelt wird. Das Goldene Gässchen besticht durch märchenhafte, bunte Häuser aus dem 16. Jahrhundert. Auch Kafka arbeitete dort zwischen 1916 und 1917. Das Besondere an dieser Gasse ist der Fakt, dass sie nicht nur beim Durchlaufen schön aussieht, sondern die Häuser auch von innen begutachtet werden können, sodass man sich richtig in eine frühere Zeit zurückversetzt fühlt.

 

Prag ist immer eine Reise wert. Die Stadt strotzt nur so von kleinen und großen Sehenswürdigkeiten und bietet genug Stoff für viele, viele Besuche. Von Neumarkt ist sie gar nicht so weit entfernt, wie wäre es demnächst mal mit einem Wochenendausflug in die Goldene Stadt?