"Herrschen und Dienen" in der barocken Münsterkrippe von St. Johannes

Die barocke Münsterkrippe von St. Johannes zeigt im Juli eine Szene, die auch in Jahreskrippen sonst nicht vorkommt. Es geht um das „Herrschen und Dienen“. Die dargestellte Bibelszene aus dem Matthäusevangelium war den Zeitgenossen Jesu im Nachhinein vielleicht ein wenig peinlich...

In jener Zeit kam die Frau des Zebedäus mit ihren Söhnen (Anmerkung: den Aposteln Jakobus und Johannes) zu Jesus und fiel vor ihm nieder, um ihn um etwas zu bitten... "Versprich, dass meine beiden Söhne in deinem Reich rechts und links neben dir sitzen dürfen“. Jesus antwortete, dass das nicht er, sondern sein Vater im Himmel zu entscheiden habe. Die übrigen Jünger Jesu ärgern sich über das Ansinnen der beiden und ihrer Mutter. Aber auch sie hatten untereinander schon besprochen, wer der Größte über ihnen sei. Deshalb weist Jesus die Neidischen mit seiner Rede über das „Herrschen und Dienen“ zurecht: „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll eurer Sklave sein“.

 

Das klingt nur vordergründig nach einer populistischen Parole, denn Jesus fordert nicht „America first“ sondern die Nächstenliebe, gewiss auch für Flüchtlinge. Die Vorstellung steht aber auch deshalb auf dem Juli-Spielplan, weil seit dem 8 Jahrhundert am 25. Juli der Jakobustag gefeiert wird.

 

Die barocke Münsterkrippe von St. Johannes geht auf die frühen Jahre der jesuitischen Gegenreformation im Neumarkt des 17. Jahrhunderts zurück. Bemerkenswert ist, dass die wiederhergestellten Figruen im vorderen Bereich des Neumarkter Münsters Sezenen wie diese zeigen. Das kommt der Intention der Jesuiten nahe, die Krippen in die Verkündigung einbezogen, um das heilige Geschehen mit allen Sinnen hören, sehen und miterleben zu können.