Der Landschaftspflegeverband setzt jährlich über 100 Maßnahmen in Natura 2000-Gebieten um – Bericht über die Mitgliederversammlung

Foto: Ein Großteil der Landschaftspflegemaßnahmen findet in Natura 2000-Gebieten im Landkreis Neumarkt statt, z.B. Pflegemahd im Deusmauer Moor
Foto: Ein Großteil der Landschaftspflegemaßnahmen findet in Natura 2000-Gebieten im Landkreis Neumarkt statt, z.B. Pflegemahd im Deusmauer Moor

Die diesjährige Mitgliederversammlung des Landschaftspflegeverbands Neumarkt i.d.OPf. e.V. stand ganz im Zeichen von NATURA 2000, einem europaweiten Netz von schutzwürdigen Gebieten in allen Mitgliedstaaten. Dazu informierte Landrat und Vorstandsvorsitzender Willibald Gailler die sehr zahlreich erschienenen Mitglieder und freute sich darüber, dass die Regionalveranstaltung Oberpfalz, die dieses Schutzgebietsnetz wieder mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken will, hier in Neumarkt direkt im Anschluss an die Mitgliederversammlung stattfindet.

Foto: Neben den zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen fanden im Jahr 2017 insgesamt 93 Umweltbildungseinheiten, insbesondere für Schulen, im Umweltbildungszentrum HAUS AM HABSBERG statt (hier eine Schulklasse aus Velburg beim Kartoffellegen)
Foto: Neben den zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen fanden im Jahr 2017 insgesamt 93 Umweltbildungseinheiten, insbesondere für Schulen, im Umweltbildungszentrum HAUS AM HABSBERG statt (hier eine Schulklasse aus Velburg beim Kartoffellegen)

„Diese Gebiete stehen repräsentativ für unser Naturerbe und für unsere Verantwortung, dieses Naturerbe in den jeweiligen regionalen Besonderheiten zu erhalten. Die Umsetzung der Ziele von NATURA 2000 kann nur gelingen in Partnerschaft mit Landnutzern, Grundeigentümern, politischen Entscheidungsträgern, Vereinen und Verbänden und den Bürgern vor Ort“, betonte Landrat Willibald Gailler. Für dieses Netzwerk steht der Landschaftspflegeverband, der Jahr für Jahr über 100 Landschaftspflegemaßnahmen in diesem kooperativen Sinne ausführt. Der Großteil dieser findet in den insgesamt 19 NATURA 2000-Gebieten im Landkreis Neumarkt statt. Damit leisten die Landschaftspflegemaßnahmen einen ganz bedeutsamen Beitrag zur Umsetzung der notwendigen Maßnahmen in diesen Schutzgebieten – und das als freiwillige und mit den Beteiligten vor Ort abgestimmte Maßnahmen.

 

Im Jahr 2017 konnte mit der Umsetzung von 130 Landschaftspflegemaßnahmen ein neuer Rekord erreicht werden. Diese hohe Maßnahmenumsetzung kann nur gelingen durch das reibungslose Ineinandergreifen von Förderstelle, Landschaftspflegeverband und den Umsetzern vor Ort. Hier bedankte sich Landrat Gailler ausdrücklich bei der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt und bei der Höheren Naturschutzbehörde der Regierung der Oberpfalz, die hierfür die Fördermittel freigaben und immer konstruktiv bei der Gesamtabwicklung mitwirkten. Ein ausdrücklicher Dank ging auch an alle in der Landschaftspflege aktiven Landwirte, die engagiert und mit viel Geschick diese herausfordernden Arbeiten durchführen. Der Landschafts­pflegeverband arbeitet mit über 40 Landwirten zusammen, die die Landschaftspflege als Zusatzeinkommen schätzen und die als wichtige Partner in der Umsetzung gebraucht werden. Neben den zahlreichen Einzelmaßnahmen setzte der Landschaftspflegeverband im vergangenen Jahr einen besonderen Schwerpunkt im BayernNetz Natur-Projekt „Wissinger Laber“, das auch zum Großteil ein Natura 2000-Gebiet ist. Das Projektgebiet zeichnet sich aus durch einen großflächigen Weideverbund auf den Magerrasen der Taleinhänge. Hier erfolgten floristische und faunistische Erfassungen auf allen beweideten Magerrasen, um hier sowohl eine Erfolgskontrolle für die zahlreich durchgeführten Landschaftspflegemaßnahmen als auch für die Beweidung zu erhalten. Die Ergebnisse sind eine wichtige Grundlage für die Beratung der Schäfer zusammen mit der Unteren Naturschutzbehörde sowie für die Planung weiterer gezielter Landschafts­pflegemaßnamen. Sehr wichtig ist dabei auch, diese Informationen zur besonderen Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt sowie zu den notwendigen Maßnahmen für deren Erhalt, an die Bevölkerung vor Ort weiterzugeben. Dazu fand am 3. Juni 2018 eine naturkundliche Führung rund um Wissing statt. Die Teilnehmerzahl von über 100 Personen zeigt eindrucksvoll, wie wichtig diese Öffentlichkeitsarbeit ist und wie sehr die Menschen an den Naturschätzen vor ihrer Haustür interessiert sind.

 

Im Projekt „Juradistl“ lag im vergangenen Jahr ein Schwerpunkt in der inhaltlichen und grafischen Überarbeitung aller bisherigen Informationsmittel sowie in einer Auffrischung des Markenauftritts der Juradistl-Produkte. Die Broschüren liegen nun alle im frischen neuen Design vor. Das Juradistl-Projekt widmet sich verstärkt dem Lebensraum Streuobst. Nachdem in den letzten Jahren verschiedene Streuobstwiesen im gesamten Projektgebiet hinsichtlich ihrer Artenausstattung untersucht wurden, werden nun gezielte Artenhilfsmaßnahmen in diesem Lebensraum umgesetzt. Dazu startet der Landschaftspflegeverband Neumarkt in Kooperation mit der Kreisgruppe des Landesbundes für Vogelschutz ein Projekt für den Wendehals, der zur Familie der Spechte gehört und bayernweit vom Aussterben bedroht ist. Mit dem Anbringen von Nisthilfen, insbesondere in seinem bevorzugten Lebensraum von Streuobstbeständen im Umfeld von Magerrasen, soll dieses Gemeinschaftsprojekt dazu beitragen, die momentan nur noch wenigen Vorkommen im Landkreis zu erhöhen.

 

Im Arbeitsbereich der Gewässerentwicklung konnte im Frühjahr 2018 die Renaturierung des Hengerbachs in der Marktgemeinde Postbauer-Heng abgeschlossen werden. Auf rund 1,3 km Länge fließt der Hengerbach nun wieder in einem naturnahen Bachbett. Auf den angrenzenden Flächen entstanden Feuchtmulden und extensiv genutzte Wiesen. Das Wasserwirtschaftsamt Regensburg fördert diese umfangreiche Maßnahme mit einem Fördersatz von 75 %. Der Flächenankauf erfolgte über die Ersatzgelder, abgewickelt zusammen mit der Unteren Naturschutzbehörde.

 

Seit dem Jahr 2016 läuft auch wieder die Heckenpflege im Rahmen des Bayerischen Kulturlandschaftsprogramms. Der Landschaftspflegeverband beantragte die Erneuerungs-Pflege für insgesamt 16 Heckenelemente in den Gemeindegebieten von Dietfurt, Seubersdorf, Pilsach, Lauterhofen und Neumarkt. Die Pflege erstreckt sich jeweils über fünf Jahre. Auch hier erfolgt die Ausführung, wie bei der Landschaftspflege, über Landwirte.

 

Die Auszahlungen für alle durchgeführten Maßnahmen der Landschaftspflege, Gewässer­entwicklung und Heckenpflege betrugen im Haushaltsjahr 2017 rund 400.000 €. Der Landschaftspflegeverband erhielt 2017 hierfür Zuschüsse des Freistaats Bayern in Höhe von rund 319.000 €. Im Ersatzgeld-Projekt für den Landkreis Neumarkt endete im Mai 2017 die vierjährige Pilotphase. Ein Abschlussbericht dokumentiert alle Flächenankäufe mit den dazugehörigen Aufwertungs- und Folgepflegemaßnahmen sowie auch das grundsätzliche Vorgehen in diesem Pilotprojekt, das beispielhaft für etliche weitere Projekte in Bayern ist. Die Untere Naturschutzbehörde zusammen mit dem Bayerischen Naturschutzfonds, in deren Auftrag der Landschaftspflegeverband dieses Pilotprojekt umsetzte, waren mit dem Projektverlauf und den Ergebnissen rundum zufrieden. Die Erwartungen, insbesondere beim Flächenankauf, wurden deutlich übertroffen. Rund 36 ha auf 15 zusammenhängenden Flächenkomplexen konnten angekauft werden. Das Projekt kann nun nahtlos fortgesetzt werden. Der Landschaftspflegeverband ist von der Unteren Naturschutzbehörde in Abstimmung mit dem Bayerischen Naturschutzfonds beauftragt, das Projekt für weitere 5 Jahre umzusetzen. Die Hauptaufgaben bestehen nun in der Umsetzung der noch ausstehenden Aufwertungsmaßnahmen auf den Ankaufsflächen, der Regelung und Kontrolle der Folgepflege sowie weiterer moderater Ankäufe.

 

Auch vom Umweltbildungs- und Regionalentwicklungszentrum HAUS AM HABSBERG konnte Landrat Willibald Gailler sehr viel Positives berichten. Im vergangenen Jahr feierte das HAUS AM HABSBERG sein zehnjähriges Bestehen mit einem eindrucksvollen Umweltbildungserlebnistag. Rund 1.000 Besucher nutzten die Gelegenheit, über das attraktive Gelände zu streifen und bei den vielen Mitmachaktionen die Natur mit allen Sinnen zu erleben. Mit insgesamt über 10.500 Besuchern bei allen Umweltbildungsveranstaltungen im Jahr 2017 kann ein neuer Teilnehmerrekord verbucht werden. In 68 öffentlichen Veranstaltungen des Jahresprogramms sowie 93 Umweltbildungseinheiten, insbesondere für Schulklassen, wurden die Kernthemen Nachhaltigkeit, regionale Kreislaufwirtschaft, Ernährung, Gesundheit und Bewegung weitergegeben. Ein besonders attraktives Angebot für Schulklassen ist das seit dem letzten Jahr gestartete Projekt „Boden begreifen“, das das HAUS AM HABSBERG im Auftrag von Slow Food Deutschland durchführt. Unseren Boden als Klimaretter, Lebensraum und Lebensgrundlage kennen­zulernen und dabei den Boden im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen, ist Ziel des Projekts. Das Bildungsangebot richtet sich an die Jahrgangsstufen 4 bis 8 und ist für die teilnehmenden Schulen kostenfrei. Das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zu­sammenarbeit und Entwicklung ins Leben gerufene und geförderte Projekt wird durch zahlreiche Sponsoren, darunter die Neumarkter Lammsbräu, unterstützt. Auf deren Ini­tiative hin wurde das HAUS AM HABSBERG Umsetzungspartner vor Ort. Neben dem Jahresbetrieb in der Umweltbildung beteiligt sich das HAUS AM HABSBERG regelmäßig an sogenannten Modellprojekten, gefördert über Mittel des Bayerischen Ministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz. Im vergangenen Jahr ging es unter dem Motto „Nahaufnahme Natur – Biologische Vielfalt im Focus“ um Naturfotografie. Ziel war es, vor allem Jugendliche für die heimische Natur zu sensibilisieren und zu begeistern. Und dass das durchaus gelungen ist, davon zeugt die im Rahmen des Projekts entwickelte Fotoausstellung, die nun ein Treppenhaus im Neuen Markt schmückt.

 

Das Veranstaltungsjahr 2017 klang Mitte Oktober mit einer Jubiläumsobstbörse aus. Die Obstbörse konnte 20 jähriges Jubiläum feiern und bot daher ein besonders umfangreiches Begleitprogramm mit einer großen Obstsortenausstellung im Foyer des Landratsamtes. Diese Gemeinschaftsaktion von Landratsamt, Kreisverband für Gartenbau und Landespflege und Landschaftspflegeverband hat sich zu einem traditionellen Herbstfest mit sehr attraktivem Angebot von regionalem Obst entwickelt und ist aus dem Jahresverlauf nicht mehr wegzudenken. Abschließend bedankte sich Landrat Willibald Gailler bei allen Mitgliedern, bei der Vorstandschaft und dem Fachbeirat, bei der Geschäftsstelle sowie bei allen Ökosponsoren, die mit ihrem Beitrag die Projekte des Landschaftspflegeverbands nachhaltig seit vielen Jahren unterstützen.