Renaturierung des Hengerbachs bei Pavelsbach abgeschlossen

Foto: Katja Schumann, Landschaftspflegeverband Neumarkt
Foto: Katja Schumann, Landschaftspflegeverband Neumarkt

Libellen schwirren über der glitzernden Wasseroberfläche des Hengerbachs, der sich sanft durch blühende Wiesen schlängelt, das Plätschern des Baches wird eingerahmt vom Gesang eines Braunkehlchens: Dieser Zukunftsvision für den Hengerbach südlich des Gewerbegebiets „An der Heide“ bei Pavelsbach ist man mit dem Abschluss der Renaturierungsarbeiten einen guten Schritt näher gerückt. Vor rund einem Jahr rollten die Bagger in der Schulwaldaue an und gaben dem Hengerbach auf einer Länge von rund 1,3 Kilometer sein natürliches Bachbett zurück.

„Eine zusammenhängende Wiesenfläche in dieser Größenordnung für ein Naturschutzprojekt zur Verfügung zu haben, ist eine Seltenheit und ein Glücksfall“, betonte Landrat Willibald Gailler, der Vorstandsvorsitzende des Landschaftspflegeverbands Neumarkt i.d.OPf. e.V. Der Landschaftspflegeverband koordinierte und führte die Renaturierungsmaßnahme im Rahmen des Ersatzgeld-Pilotprojektes durch, welches 2013 durch den erheblich Anstieg der Ersatzgeldzahlungen als Folge des starken Ausbaus der Windkraft im Landkreis ins Leben gerufen wurde. „Tier- und Pflanzenwelt werden von der Fertigstellung des ökologischen Ausbaus des Hengerbachs und der Renaturierung der Schuldwaldaue enorm profitieren“, freute sich Werner Thumann, der Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands. Schließlich ist eine der größten Populationen der gefährdeten Sumpfschrecke im Landkreis in der Schuldwaldaue beheimatet. Die extensive Bewirtschaftung der angrenzenden Flächen erleichtert zudem die Ansiedelung von Wiesenbrütern und fördert die Ausbreitung verschiedener gefährdeter Libellenarten sowie bedrohter Tagfalter wie beispielsweise des Wiesenknopf-Ameisenbläulings. Auch der Biber profitiert von der Renaturierung: stromaufwärts, östlich der Brücke der Kreisstraße NM 44, hat sich der Biber bereits fest am Hengerbach angesiedelt und gestaltet dort die Landschaft neu. Auch in der Schulwaldaue ist der Biber bereits fleißig zugange - eine Entwicklung, die durch den Grundstückserwerb dort ohne größere Konflikte zugelassen werden kann.

 

Bereits 2014 konnten im Rahmen des Ersatzgeld-Pilotprojekts, das durch den Landschaftspflegeverband Neumarkt i.d.OPf. e.V. betreut wird, dank intensiver Verhandlungen von Bürgermeister Horst Kratzer zehn Grundstücke entlang des Hengerbachs mit einem Flächenumfang von 10,8 Hektar erworben werden. Neuer Eigentümer der Grundstücke ist der Markt Postbauer-Heng. Zusammen mit den Grundstücken, die bereits im Besitz der Gemeinde waren, stand so eine Fläche von 14,3 Hektar für die Renaturierung der Schulwaldaue zur Verfügung. Finanziert wurde der Ankauf in Höhe von rund 170.000 Euro vollständig aus Ersatzgeldern der Unteren Naturschutzbehörde.

 

Seit dem Grundstückerwerb sorgen sechs Landwirte aus der Umgebung für eine extensive Bewirtschaftung der Wiesenflächen, die heuer zudem vollständig in das Vertragsnaturschutzprogramm überführt werden konnten. Durch den Verzicht auf Dünge- oder Spritzmittel und einen vorgegebenen Mahdzeitpunkt können blütenreiche Wiesenflächen entstehen – ein enormer Mehrwert für die Natur und ein Genuss für Spaziergänger gleichermaßen.

 

Neben einer Extensivierung der Bewirtschaftung ermöglichte der Ankauf der Grundstücke auch die Chance, den Hengerbach auf rund 1,3 Kilometern Fließgewässerlänge wieder in einen naturnäheren Zustand zurückzuführen. Ziel war es, das Bachbett des Hengerbachs aus seinem engem Korsett zu befreien, um einen vielfältigen, strukturreichen Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu schaffen. Das Wasserwirtschaftsamt Regensburg förderte die Kosten für die Maßnahmen direkt am Gewässer mit einem Anteil von 75 Prozent. Den Eigenanteil von 25 Prozent übernahm der Markt Postbauer-Heng. Mit der Planung und Bauleitung wurde das Planungsbüro Ermisch & Partner aus Roth beauftragt. Das Erdbauunternehmen Franz Kirsch aus Berching übernahm die Baggerarbeiten.

 

Im Mittelpunkt der Renaturierung stand die Verlängerung des Bachlaufes durch die Initiierung eines geschwungenen Verlaufs und die Herausbildung eines naturnäheren, unregelmäßigen Profils mit unterschiedlich steilen Ufern. Bestehende Drainageleitungen wurden geöffnet und als Gräben in das Gewässer eingeleitet. Durch die Renaturierung ist nun Platz für die natürliche Eigendynamik des Hengerbachs in seiner Aue. Zur Wiedervernässung der Wiesen wurden mehrere Flutmulden im nördlichen Bereich der Aue angelegt. Die Laufverlängerung des Gewässers in Verbindung mit den Mulden dient einem verbesserten Wasserrückhalt in der Landschaft und stellt so einen natürlichen Hochwasserschutz dar. Neupflanzungen von Heckenelementen und Einzelbäumen erhöhen die Strukturvielfalt in der Aue. Die Ausbringung von Mahdgut nahegelegener, blütenreicher Grünlandflächen soll wiederum in Zukunft den Artenreichtum der Wiesen fördern. Langfristig soll sich der Auebereich zu einem naturnahen, artenreichen Feuchtbiotop entwickeln.