Violette Schönheit: Fleischfarbenes Knabenkraut ist Art des Jahres

Fotos: Ralf Bundesmann, Landschaftspflegeverband Neumarkt. i.d.OPf. e.V.
Fotos: Ralf Bundesmann, Landschaftspflegeverband Neumarkt. i.d.OPf. e.V.

Wer diese traumhaft schöne, violett blühende Orchideenart entdecken will, darf entweder keine Angst vor nassen Füßen haben oder zieht einfach Gummistiefel an: Das Fleischfarbene Knabenkraut [Dactylorhiza incarnata (L.) Soó], eine bayernweit gefährdete Orchidee, ist ein typischer aber seltener Vertreter der Sumpf- und Binsenwiesen sowie der Moorgebüsche – mag es also gerne nass.

 

Alljährlich küren der Landschaftspflege-verband und die Untere Naturschutzbehörde gemeinsam aus dem Artenhilfsprogramm (AHP) für stark bedrohte Pflanzenarten eine Pflanzenart des Jahres im Landkreis Neumarkt. Die Wahl fiel heuer auf das fleischfarbene Knabenkraut, eine Orchidee, die in den Quellmooren der Schwarzen und der Weißen Laber noch zu finden ist. Daher war der Ort für die Vorstellung dieser attraktiven Orchideenart im Rahmen eines Presstermins am Mittwoch, 22. Mai, nur mit Gummistiefeln ausgestattet zu erreichen.

Landrat Willibald Gailler erkundete mit Bürgermeister Alois Scherer, mit Vertretern des Landschaftspflegeverbands, der Höheren und Unteren Naturschutzbehörde und mit Artenspezialisten das Naturdenkmal Quellmoor im Tal der Weißen Laber in den Flurteilen „Etzwiesen“ und „der Schwal“. In den jährlich im Spätsommer gemähten ehemaligen Streuwiesen hat sich ein wertvoller Vegetationsbestand mit unterschiedlichsten Vegetationsgesellschaften durch die Pflege erhalten, dazu gehört auch das Fleischfarbene Knabenkraut. Diese Orchidee wurde im Jahr 2015 von der Arbeitsgemeinschaft heimische Orchideen bereits als Orchidee des Jahres gekürt. Aus diesem Anlass hat in der Ausgabe 2/2015 des Landkreismagazins „ANSPORN“ der ehemalige Förster Christian Wolf aus Neumarkt einen Artikel über das Fleischfarbene Knabenkraut verfasst.

Das Naturdenkmal Quellmoor im Tal der Weißen Laaber in den Flurteilen „Etzwiesen“ und „der Schwal“ wurde am 28. Juni 1972, damals noch vom Landratsamt Beilngries, unter Schutz gestellt. In der Verordnung heißt es u. a.: „Das Quellmoor gehört mit noch einigen anderen Quellmooren im Labertal, die sich bis nördlich von Deining verteilen, zu den wenigen Quellmooren der Fränkischen Alb. Als wertvollster Bestandteil ist die Faulbaum-Weidenbusch-Gesellschaft zu sehen. In ihr ist der Kammfarn als Charakterart der kontinentalen Erlenbrüche zu finden. Hervorzuheben sind auch die Hochstaudenriede mit dem alpinen Eisenhut und der arktisch-nordischen Blauen Himmelsleiter, Kleinseggen-Rasen mit der Torf-Segge, der Faden-Segge, dem Fettkraut der Sumpfwurz, dem Breitblättrigen Knabenkraut und dem Steifblättrigen (=Fleischfarbenen) Knabenkraut stellen sie wertvolle Biotope dar.“

 

Bereits 1975 fand durch Peter Herre eine Erstkartierung statt. Darauf aufbauend erfolgte durch Christine Strobel 1996 eine Vegetationskartierung. Sie stellte im Bereich des Naturdenkmals 230 Gefäßpflanzensippen fest, darunter 11 Arten der Roten Liste Bayern, 3 weitere Arten der Roten Liste Deutschlands und insgesamt 35 Arten der landkreisbedeutsamen Pflanzenarten.

 

Diese Arbeit war auch Grundlage des Pflegeregimes, welches der Landschaftspflegeverband im Auftrag und mit Unterstützung der Naturschutzbehörden umsetzt.

 

Die Fläche wird seit 2002 über den Landschaftspflegeverband Neumarkt jährlich Ende August, meist allerdings im September gemäht. Dies erfolgt zum Großteil mit dem Balkenmäher und im Bereich der zurückgedrängten Strauchweidengebüsche mit dem Freischneider. Das Material wird komplett von der Fläche entfernt und landwirtschaftlich entsorgt. Damit konnte das konkurrenzkräftige Schilf zurückgedrängt bzw. stark ausgedünnt werden, so dass sich zahlreiche Blütenpflanzen in ihren Beständen wieder kräftig entwickeln konnten.

 

Ein Profiteur ist somit auch das lichtliebende Fleischfarbene Knabenkraut, das im Naturdenkmal einen seiner 18 Wuchsorte im Landkreis hat.