Von wegen „einsamer Hirte"...

Schon mit 8 Jahren betreute Peter Betz die ersten „eigenen“ Schafe und Ziegen. Foto: Peter Romir
Schon mit 8 Jahren betreute Peter Betz die ersten „eigenen“ Schafe und Ziegen. Foto: Peter Romir

Ein Schäfer ist eigentlich keine Touristenattraktion – manchmal kommt sich Peter Betz aber wie eine solche vor. Und zwar immer dann, wenn er mehrere Stunden bei seinen Tieren auf der Weide verbringt und die vorbeikommenden Wanderer stellen nach und nach ähnliche Fragen: „Machen Sie das beruflich?“ oder „Wie viel verdient man mit einem Schaf?“ hört Betz sehr regelmäßig – und wenn er beim wiederholten Auskunftgeben irgendwann weniger ausführlich antwortet, könne es durchaus sein, dass er leicht wortkarg wirke. So erklärt sich der Parsberger auch das generelle Image vom eigenbrötlerischen Schäfer. Er betont jedoch: „Unter sich“ seien die Tierexperten sehr wohl gesellige Menschen…

Schon mit 8 Jahren betreute Peter Betz die ersten „eigenen“ Schafe und Ziegen. Die Tiere faszinierten ihn bereits als Kind, obwohl am elterlichen Hof in Parsberg-Bogenmühle milchproduzierende Kühe die zahlenmäßig überlegenere Art sind. Vor wenigen Wochen schloss er seine Gesellenprüfung ab, zwei Jahre lang wurde ihm im Rahmen einer Lehre alles vermittelt, was ein Schäfer fürs erfolgreiche Arbeiten benötigt – das reine Handwerkszeug wohlgemerkt. „Zu sehen, wie es einem Tier geht, kannst Du nicht klassisch lernen – das hat man oder eben nicht." Dass Betz die Ausbildung mit Abitur in der Tasche antrat, mag manchen verwundern, ist jedoch keine wirkliche Seltenheit – die Mehrzahl seiner Lehrzeit-Kollegen konnte auch die Hochschulreife vorweisen.

 

Auf den Hängen rund um den Ortsteil Bogenmühle lässt Betz seine Schafe weiden – diese arbeiten zugleich als „Landschaftspfleger" an Stellen, welche zu stark geneigt sind, um maschinell gemäht zu werden. Zeitweise hält ein Zaun die Tiere in Schach, zeitweise der Schäfer und seine zwei Hunde. Sobald die Herde von einem leicht abgegrasten Areal in eine üppige Wiese nebenan wechseln darf, werden viele Tiere sofort dazu animiert, wieder mehr zu fressen – das oberste Ziel der Schafhaltung sind „volle Bäuche", welche letztendlich dann auch Einnahmen bringen.

 

Das bekannte Bild vom „einsamen Hirten" trifft übrigens auch in anderer Hinsicht nicht wirklich zu – tatsächlich müsste man eher von der „Hirtin" sprechen, denn die Mehrzahl der Lehrlinge in Peter Betz´ Jahrgang war weiblich. Und ob diese auf der Weide wirklich „einsam" bleiben, ist die nächste Frage – denn Schäfer unter sich sind wie bereits erwähnt sehr wohl gesellig. Wobei der Gedanke ans „Schäferstündchen" viel zu naheliegend und klischeehaft ist, um ihn zum Ende dieses Artikels noch zu verbraten...

 

Text: Ulrich Badura, Foto: Peter Romir